Bereits weit vor der Energiekrise fiel der Blick auf die Entwicklung der Zahlen für Jens Ellinger oft ernüchternd aus. „Bei uns war der Schmerz durch die hohen Kosten schon vor Jahren groß“, sagt der Geschäftsführer des Elldus Ressorts Oberwiesenthal. Für Strom und Wärme gab das Unternehmen viel Geld aus. „Es waren betriebswirtschaftliche Gründe, die dazu führten, dass wir uns frühzeitig mit Energiekonzepten auseinandergesetzten.“ Fest an Ellingers Seite ist seitdem der Berater Dr. Thomas Freitag vom Steinbeis-Transferzentrum für Energie- und Umwelttechnik. Das Ziel war klar: In Zukunft soll das Elldus Ressort unabhängig von Entwicklungen auf dem Strom- und Gasmarkt agieren.
Eine Vision, die im Hotel & Spa Haffhus in Ueckermünde schon seit 2018 Realität ist. Davon erzählte in der Gesprächsrunde Dirk Klein, dortiger Manager für Nachhaltigkeit & Digitalisierung. „Die ersten Ideen entstanden bereits 2014“, erinnerte er sich. „Uns war damals klar, dass wir nicht so weitermachen können wie bisher.“ Wenige Jahre später kappte das Unternehmen die Verbindung zum öffentlichen Netz. Eine Million Euro wurde zuvor in die Energietechnik investiert. Für Strom und Wärme sorgen seitdem unter anderem eine Solaranlage, Blockheizkraftwerke‚ Hackschnitzelheizung, Wärmepumpe und die Hardware für Automatisierung und Monitoring des gesamten Energiebedarfs.
Die neue Technik hätte auch zu Änderungen in den Arbeitsprozessen geführt. „Die Wäscherei läuft eben dann, wenn Energieüberschuss da ist“, schilderte er. Die Batterien der hoteleigenen E-Autos werden als Speicher genutzt und nicht erst geladen, wenn sie leer sind. Die Saunen im Spa wärmt die Solaranlage vor. Solch eine Transformation brauche auch Veränderungswillen bei der Mitarbeiterschaft.
In Oberwiesenthal ist man auf einem guten Weg. In einem ersten Schritt analysierte Thomas Freitag umfänglich, wann, wo und wie viel Energie im Elldus Ressort verbraucht wird. Neben Blockheizkraftwerken und einer Photovoltaikanlage machten er und Ellinger sich auch über andere Alternativen Gedanken. „In einem nächsten Schritt wollen wir das Elldus Ressort auch vom Gas unabhängig machen“, erklärte der Energieexperte. Es brauche den ganzheitlichen Blick, um individuelle Lösungen zu finden.
Jens Ellinger ist indessen guter Dinge. Für mögliche Preissteigerungen in den kommenden Jahren fühle er sich gewappnet. „Wir kennen unsere Kosten genau, das gibt Planungssicherheit.“ Er hofft, dass der Weg seines Unternehmens auch Beispiel für andere Hotels sein kann. Bisher fragten Kollegen aber noch nicht bei ihm an. „Ich hoffe, das ändert sich“, sagt er. „Wir müssen Eitelkeiten ablegen, um uns Tipps von anderen zu holen.“ Nur so komme die Branche in Energiefragen weiter.