Königswartha, 14. Oktober 2024 – Seit Jahrzehnten verbindet die Fischereischule in Königswartha Tradition mit einer Ausbildung am Puls der Zeit. Sie prägt die Fischwirtschaft in der Lausitz – und weit darüber hinaus. Aus allen neuen Bundesländern kommen junge Menschen hierher, um das Handwerk zu lernen. Die Lausitzer Fischwochen rücken aktuell die Bedeutung dieser traditionsreichen Institution für die Ausbildung künftiger Fischwirte in den Mittelpunkt. Was aber reizt junge Menschen an diesem Beruf?
Seit ihrer Eröffnung im Jahr 1949 hat die Schule zahlreiche Fischwirte ausgebildet – allein seit 1994 rund 3.800. Derzeit erlernen 37 Auszubildende den Beruf des Fischwirts in den Fachrichtungen „Aquakultur und Binnenfischerei“. Rund 15 sind es pro Jahrgang. Dabei wechseln die Lernenden zwischen der Arbeit in ihren Ausbildungsbetrieben in ganz Ostdeutschland und dem theoretischen Unterricht in Königswartha. Die Schule ist eine Außenstelle des Beruflichen Schulzentrums Bautzen. Die Überbetriebliche Ausbildung in den Gebieten Fischverarbeitung und -vermarktung, Werkstoffbearbeitung und Netzarbeiten wird vom Sächsischen Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie organisiert.
„Wer bei uns lernt, der will das unbedingt“, sagt Jens Geisler, einer von zwei Berufsschullehrern an der Schule. Der Diplom-Fischereiingenieur unterrichtet seit 2006 in Königswartha und betont, dass zahlreiche Schüler aus Familien kommen, die eigene Teichwirtschaften betreiben oder schon seit Generationen Fischer sind. „Die Rahmenbedingungen in der Branche sind oft schwierig, der Verdienst ist eher gering, aber die Leidenschaft für den Beruf ist bei vielen stark verwurzelt.“ Das unterstreicht auch sein Kollege Alexander Lehmann. „Einige kommen hierher, um später den Familienbetrieb zu übernehmen. Das ist noch einmal eine ganz andere Verantwortung.“
Verantwortung für Tier und Natur übernehmen
Schon seit frühester Kindheit begeistert sich auch Julius Kramer für die Fischwirtschaft. Mit seiner Großmutter belieferte er regelmäßig Teichwirtschaften mit Beuteln für das Verpacken des Fischs. „Mit 13 Jahren habe ich mein erstes Praktikum gemacht und mir hat es sofort gefallen“, erzählt der 19-Jährige. Heute macht er seine Ausbildung zum Fischwirt in der Forellen- und Lachszucht Ermisch in Neustadt/Sachsen. Auch Niklas Neudeck und Erik Hausmann, wie Julius im dritten Lehrjahr, teilen diese Leidenschaft. Beide sind schon seit ihrer Kindheit vom Angeln und der Natur fasziniert. „Es gibt wenig andere Berufe, bei denen man so viel draußen sein kann“, erklärt Niklas, Auszubildender der Teichwirtschaft Wermsdorf. Erik reizt vor allem die Abwechslung. Jeder Tag sei anders.
Die Schule behandelt in ihrer Ausbildung Themen wie Fischarten, Fangmethoden, Krankheiten, Fütterung und Preiskalkulation. Ein weiterer Fokus liegt auf der Verarbeitung und Vermarktung von Fischprodukten. Sogar gekocht wird. „Es geht nicht nur darum, Fische zu fangen. Wir erfahren auch, wie man Zucht und Vermehrung richtig plant und umsetzt“, berichtet Niklas. Neben den praktischen Fähigkeiten lernen sie außerdem, Verantwortung für die Natur und die Tiere zu übernehmen. „Die Fische sollen ein gutes Leben haben und wenn wir sie entnehmen und vermarkten wollen, gibt es für das tierschutzgerechte Schlachten Richtlinien, die wir einhalten“, betont Erik. Er macht seine Ausbildung in der Teichwirtschaft Zschorna der AVD Angel-Service GmbH.
Immer wieder sind die drei überrascht, wie wenig Gleichaltrige über den Beruf des Fischwirts wissen. „Viele denken, wir sitzen den ganzen Tag im Boot und angeln“, sagt Julius und lacht. Manche kennen den Beruf gar nicht. Vielleicht sei das auch ein Grund dafür, dass zahlreiche Betriebe schon jetzt Nachwuchsprobleme haben.
Sanierung für 25 Millionen Euro
„Die Nachfrage nach gut ausgebildeten Fischwirten bleibt konstant hoch“, erklärt Dr. Alexandra Segelken-Voigt, Referentin für Fischerei am Landesamt für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie. „Viele Betriebe suchen derzeit Nachfolger, und unsere Absolventen haben gute Chancen, diese Positionen zu übernehmen.“ Den Fischwirtschaftsmeister können Interessierte ebenfalls am Landesamt für Umwelt Landwirtschaft und Geologie absolvieren.
Der Freistaat Sachsen unterstützt die Fischereischule aktuell mit einer umfassenden Sanierung der historischen Schlossanlage, in der die Schule untergebracht ist. 25 Millionen Euro werden dafür investiert. „Die Sanierung sichert langfristig bessere Lehr- und Wohnbedingungen für die Auszubildenden und bessere Arbeitsbedingungen für die Lehrkräfte“, sagt Dr. Alexandra Segelken-Voigt. Der Unterricht findet während der Bauarbeiten in einem Interim in Nachbarschaft der Grundschule Königswartha statt, das in den Sommerferien eingerichtet wurde.
Trotz der Herausforderungen in der Branche sehen die jungen Fischwirte optimistisch in die Zukunft. Für alle drei steht fest, dass sie auch nach der Ausbildung in der Fischerei bleiben wollen. „Fakt ist, wer Fischwirt sein will, muss arbeiten wollen“, sagt Niklas. Es sei körperlich anstrengend und nicht planbar – schon wegen des Wetters. Als Problem sehen die jungen Männer das jedoch nicht. „Ich würde auf jeden Fall gern noch meinen Meister machen“, ergänzt Julius. Erik könnte sich sogar vorstellen, im Landesamt tätig zu sein. Wissenschaftlich zum Thema Fisch zu arbeiten, stellt er sich spannend vor. Heimischer Fisch ist eine Ware von Qualität, die lecker und gesund ist. Alle drei würden sich wünschen, dass das noch viel mehr Menschen erkennen.
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